Zu definieren, was das Kinderspiel ist, scheint mir eine unmögliche Aufgabe zu sein, weil es so viele Aspekte umfasst: Aspekte des Lebens, der Entwicklung, der Kommunikation und sogar der Mystik. Gibt es Spiel, wenn es nur Vergnügen gibt? Gibt es Spiel, wenn es eine Aufforderung gibt? Ist es eine Notwendigkeit? Wann beginnt und wann endet das Spiel? Wir könnten über seine Geschichte, seine Merkmale, seine Theorien, seine Vorteile, seine Phasen oder die verschiedenen Arten von Spielen sprechen, die es gibt. Da es unmöglich ist, alle Aspekte des Spiels in einem Artikel zu behandeln, findest du hier einen Link, unter dem du verschiedene Definitionen finden kannst.
Alle Theorien, die für das Kinderspiel sprechen, sind sich über den Gesamtgewinn für Kinder einig: Intellekt, Kreativität, Gefühle und Emotionen, soziale Fähigkeiten, Motorik… alles kommt ins Spiel. Wir spielen von der Zeit, in der wir Babys sind, bis (wenn wir wollen) wir sterben.
Ich möchte dir eine Autorin und ihr Buch vorstellen: Kindheit – aufs Spiel gesetzt von Gabriele Pohl. Sie war die erste, die mich dazu inspiriert hat, dem Kinderspiel besondere Aufmerksamkeit zu schenken und ich möchte mit dir gerne einige Konzepte vorstellen.
Phasen des Kinderspiels.
Die ersten drei Jahre
Während der ersten drei Jahre sind die Kinder ständig aktiv, oft ohne erkennbaren Zweck und unermüdlich wiederholend. Sie sind ständig in Bewegung. Und in dieser ständigen Bewegung erfahren sie vor allem Freude (vgl. Pohl, S. 43).
Drei bis fünf Jahre
Das Spiel der Kinder wird durch Phantasie bereichert. Sie bauen ihre eigene Realität auf, es ist das Spiel des „als ob“. Menschen, Objekte und Handlungen sind mehr als das, was sie in Wirklichkeit außerhalb des Spiels sind (vgl. Pohl, S. 44).
Ab fünf Jahren
Zwischen fünf und sieben Jahren wird das Spiel planvoller, zielgerichteter, dauerhafter und sozialer. Kinder brauchen jetzt andere Spieler*innen mehr als früher. Sie entwickeln auch eine Vorliebe für Spiele mit Regeln, wie zum Beispiel Brettspiele (vgl. Pohl, S. 44).
Was machen Kinder, wenn sie spielen?
Sie LERNEN. Was in unserer erwachsenen Sichtweise oft als banale, vielleicht lästige, sich wiederholende und bedeutungslose Handlung interpretiert wird, entpuppt sich als ein systematischer und konzentrierter Lernprozess. (vgl. Pohl, S. 36)
Dank des Spiels bringen Kinder die wichtigen Themen, Konflikte und Gefühle dieses Moments zum AUSDRUCK und MATERIALISIEREN bedeutende ERFAHRUNGEN, die sie gelebt haben, gerade leben oder leben müssen, wie zum Beispiel: einen Arztbesuch. (vgl. Pohl, S. 38). Auch Erfahrungen, die sie leben möchten oder bräuchten.
Es gibt zwei Aspekte des Kinderspiels, die mich faszinieren.
Das eine sind die THEMEN, die darin auftauchen, und wie sie behandelt werden: Mal sind es Imitationen der Erwachsenenwelt, mal sind es Darstellungen dessen, was sie in den Medien sehen, mal sind es Ereignisse, die sie geprägt haben, mal sind sie voll von einer Symbolik, die unsere Logik in Schach hält… Diese Themen kommen von innen, sie scheinen mir aus einer unendlichen inneren Quelle zu entspringen.